Empowerment & Mentoring

Mentor oder nur Mann?

Mentoring – nur die Weitergabe von Erfahrung? Unreflektiert werden auch alte Muster von Krieg und Zerstörung tradiert. Wahres Mentoring ist Leadership im besten Sinne: Genialität fördern, wenn man mit der eigenen Genialität in Verbindung steht – ganz und gar Ego-frei.

Sich selbst treu zu sein in einer Welt, die ständig versucht, dich zu etwas anderem zu machen, ist die größte Errungenschaft.

Ralph Waldo Emerson

Wer nicht wach ist, kann kein echter Mentor sein

1978 übernahm der Jazzmusiker und Big-Band-Arrangeur Quincy Jones, damals 55 Jahre alt, nach einem Nervenzusammenbruch die Neuverfilmung des „Wizard of Oz“. Dieses Unterfangen bescherte der Filmgeschichte einen der größeren Flops – und Jones die tiefere Bekanntschaft mit der Vogelscheuche des Musicals: Michael Jackson (20). Zusammen beschlossen sie, die Popmusik neu zu erfinden, was ihnen mit Jacksons Alben „Off the Wall“, „Thriller“ und dem Welthit „We are the World“ ganz gut gelang. Hätte Quincy Jones in Michael Jackson nur die Verkörperung seiner selbst gesehen, wäre dieser vermutlich ein durchschnittlich erfolgreicher Popsänger geblieben …

Mentoring muss eine tolle Sache sein. Darüber ist zumindest schon viel erzählt und geschrieben worden. Es ist die gute, alte Story vom erfahrenen Mann, der seine Weisheit an die Jugend von heute weitergibt. Oftmals handelt es sich in den Beschreibungen um ein klassisches Vater-Sohn-Verhältnis in Bezug auf ein bestimmtes Thema – fast synonym mit dem sportlichen Training. Ein junges Talent begibt sich in die Obhut eines erfahrenen Spielers, der auf die Trainerseite gewechselt ist. Auch im beruflichen Bereich ist Mentoring schwer in Mode – verheißt es doch eine persönliche Ausbildung von der Pike auf, geleitet von einer Art Vaterfigur, sprich: Man wird nicht nur ausgebildet, sondern auch noch protegiert.

Das ist das Problem des klassischen Mentoring: der Konflikt zwischen Vater und Sohn, sowie zwischen Neugier und Erfahrung, zwischen grundsätzlich verschiedenen Interessen.

Mentoring wird gerne als Vater-Sohn-Verhältnis klassifiziert (übrigens ebenso in weiblichen Mentor-Verhältnissen). Der Konflikt zwischen Vater und Sohn, seit Jahrtausenden in Mythen und Theatertücken thematisiert, wird dabei gerne übersehen. Dem romantischen Ideal dieses Verhältnisses steht das gegenüber, was wir als „Ödipus“-Komplex kennen: Der Vater rivalisiert schon gegen den Sohn, bevor auch dieser gegen den Vater aufsteht. Schließlich begeht der Sohn den „Vatermord“. Dass dieser Konflikt in Sophoklesʼ Tragödie unbewusst entsteht, war für Sigmund Freud Anlass, von einem „Ödipuskomplex“ zu sprechen, der viele Schattierungen kennt. Da will der Vater „nur das Beste“ für seinen Zögling, er soll es „mal besser haben“ als er selbst. Der Vater will den Sohn grundsätzlich aber in sein eigenes Schema einnorden und ihm auch seine ganz eigenen Vorstellungen, Werte, Ideale übertragen. Diese sind seit Sophoklesʼ Zeiten vom Krieg geprägt. Selbst, wenn sich der Sohn vom Vater emanzipiert, laufen die Programme von Krieg – und in deren moderner Form von Konkurrenz, Kontrolle oder Korruption – unterschwellig weiter und werden von der nächsten Generation übernommen. Unbewusst pflanzt der Ego-Mentor seinem „Schützling“ sogar oft seine eigenen Versäumnisse und Frustrationen ein, ohne es überhaupt zu bemerken, und sorgt auf diese Weise dafür, dass der Mentee sich nie über ihn hinaus entwickeln kann.

Männer haben vor nichts Angst.
Außer zuzugeben, dass sie Angst haben.

Die wenigsten potenziellen Mentoren – Vater-, Chef-, Unternehmerfiguren – haben diese Programmierungen gelöscht, weil sie es allein gar nicht können. Sie agieren äußerlich oft weise und selbstlos, operieren aber auch als Mentoren auf der Ego-Ebene. Ein Klassiker dieser Entwicklung ist der Unternehmer, der die operativen Geschäfte an die nächste Generation abgibt, aber nicht die Kontrolle, sein Ego. Wenn dessen Ego-Werte weiter auf Krieg, Strategie und „Spielchen“ mit der Konkurrenz beruhen, geht es ähnlich zu wie in dem Film „Inception“. Dort geht es mit großem Aufwand darum, das Mindset eines jungen Erben eines Großkonzerns per Traum-Manipulation zu verändern. Auftraggeber ist ein konkurrierendes Unternehmen, das diesen „Krieg“ tatsächlich gewinnt. Nachdem in den verschiedenen Traumebenen mächtig geballert und zerstört wird, stimmt der Erbe nach dem Aufwachen gegen seine bisherige Meinung der Zerschlagung seines Konzerns zu. So werden auch hier die alten Ego-Werte transportiert, der Sohn auf die Zerstörung des väterlichen Lebenswerks umgepolt, obwohl er eher friedlicher Natur ist.

Es geht auf der Ego-Ebene eben nicht ums „Gewinnen“, sondern um das „Siegen“ über Mitbewerber. Auf diesem Niveau funktioniert Erfolg nur durch blockieren und zerstören anderer: eine Art Malefiz-Mentalität. Es scheint undenkbar, dass man auch gewinnen kann, ohne andere platt zu machen („Malefiz“ leitet sich vom lateinischen „maleficus“, boshaft, gemein, niederträchtig ab). Und auch die Schützlinge bewegen sich in diesem Muster, wenn sie sich kriegerisch gegen den Mentor behaupten oder ihn sogar umbringen wollen. Vom geistigen „Vatermord“ spricht man selbst in akademischen Kreisen gerne, wenn sich die Theorien des Zöglings gegen den professoralen Ziehvater durchsetzen oder dieser direkt attackiert wird. In Unternehmen entspricht diese Entwicklung dem alten Scherz, wonach die Gründergeneration eine Erfindung macht und die zweite diese zum Geschäft, während die dritte dann das Geld durchbringt – das kann man auch als unbewussten Kampf gegen die Einflussnahme der „Alten“ deuten.

Echtes Mentorship praktiziert nur, wer gewillt ist,
seine Genialität der Evolution zu schenken.

Echtes Mentoring kann erst beginnen, wenn die Vaterfigur selbst sich aus ihrem Ego-Bunker befreit hat und damit typisch alte, meist typisch männliche Werte abwirft. Erst wenn sich jemand auf einem Gebiet oder Lernfeld zu einer Meisterschaft und Genialität entwickelt hat, ist er oder sie Mentor für andere Menschen. Denn erst dann funktioniert eine wechselhafte, wohlwollende, vom Ego befreite Beziehung, die auf Neugier und eine der Liebe nahekommenden Verbindung des selbstlosen Wohlwollens basiert. Unterhalb dieser Ebene wäre man ein theoretischer Motivator, Trainer, Wegbegleiter, im besten Falle ein echter wohlwollender Teamleiter, Pädagoge oder bestenfalls vorbildlicher Vorgesetzter; jemand, der in anderen erreichen will, was er oder sie selbst nicht erreicht hat.

Als Mentorin begleitet Sonja Becker Führungskräfte aus dem gelernten Ego-Bereich. Dieser Prozess ist aufgrund unbewusster Programmierungen kaum allein zu bewältigen. An der Schwelle zu echtem Mentoring steht als Ego-Hüter die Angst – in diesem Fall die Angst, von ihrer Unterdrückung loszulassen.

Darin besteht das größte Männerproblem: Sie haben vor nichts Angst, außer zuzugeben, dass sie Angst haben. Klar, verliert man nicht sofort jeglichen Respekt vor Mitmenschen und Mitarbeitern, der Konkurrenz, sich selbst? Wird die besonders in Männern verankerte, in jedem Fall „männliche“ Angst (siehe Ödipus) unterdrückt und verdrängt, drückt sie sich ganz männlich in Autorität und unkontrollierbarem Terror nach außen aus. Man räumt Konkurrenten und Kritiker nicht aus dem Weg, weil man so stark ist, sondern weil man sich ihnen gegenüber schwach fühlt. Ob Sexualität oder feindliche Übernahme: immer geht es äußerlich darum, „seinen Mann zu stehen“, während innerlich die nackte Angst des Versagens herumtobt. Stellt man sich hingegen seiner Angst, strömt das Vertrauen herein wie ein warmer Regen. Das gelingt Sonja Becker, weil sie Leader mit ihrer Genialität verbindet. Diese „Entdeckung seiner“ selbst fördert das Grundvertrauen und zerstört die Angst von selbst.

Humane Globalisierung kann das Ergebnis
echten Mentorings sein.

Sonja Becker

Aus dem Schlachtfeld des Ego führt Sonja Becker heraus auf das Spielfeld von Austausch, Spiel und echten Partner- und Freundschaften. Durch wirkliches „Mentorsein“ lernt der Schüler in Osmose nicht die „Geheimformel im Tresor“ auswendig, sondern den Geist hinter der Innovation zu leben und zu sein. Dadurch wird das Schöpferische in Harmonie mit den Naturgesetzen weitergereicht, und die Genialität bleibt im Strom der Evolution im schöpferischen Einheitsbewusstsein. Sehr wenige Menschen gelangen zu dieser Erkenntnis, weshalb sich nur wenige große schöpferische Geister vollkommen entfalten können.

Der Weg dorthin ähnelt der Heldenreise von Joseph Campbell. Erst durch das Verlassen seiner Komfortzone, durch die Berufung von außen, die Spiegelung seiner Person durch Prüfungen und die Rückkehr an den Ausgangspunkt wird er zum mehrfach geprüften und reflektierten Helden. Und erst dann ist ihm die Möglichkeit gegeben, der Menschheit oder einem Mentee etwas weiterzugeben. Während der Reise – oder während der noch männlich dominierten Werteskala – schleifen sich die Ego-Werte langsam ab, weil der Mentee erkennen kann, was er auf seinem Weg nicht braucht: Zerstörung, Hierarchien, Kriege, Unaufrichtigkeit, alle negativen Mittel, die den Zweck angeblich heiligen.

Kraftwerk oder Lebenswerk?

Leider gibt es trotzdem kaum geniale Pioniere und Führungspersönlichkeiten, die ihre Weisheit einem oder mehreren Mentees weitergeben. Wenn der Schüler den Mentor sucht, begegnen sie sich auf dem gleichen Lernfeld und entdecken die gleiche Lebensaufgabe. Deshalb bringt der Schüler durch sein Talent und seine Neugier den Mentor im gleichen Maß weiter wie der Mentor den Schüler. Diese wahre Verbindung geht unter Umständen sogar tiefer als eine Liebesbeziehung, weil sie schicksalshaft ist. Es handelt sich nicht mehr um die Ego- sondern um die Alter-Ebene (lat. „Alter“ – der/die andere, nicht zu verwechseln mit dem Lebensalter).

Weil Mentoring auf der Alter-Ebene selbstlos ist, entfällt die ungeheure Kraftanstrengung, mit aller Gewalt Ego-Werte in die nächste Generation einzupflanzen. Stattdessen zieht eine ganz andere, Buddha-ähnliche Qualität in die Beziehung, in der allein die Schöpfungsgesetze dominieren. Der Mentor weist Wege, der Mentee folgt seiner Neugier und seiner naturgegebenen Brillanz. Dann ergeben sich die meisten Dinge von selbst und ohne (manipulativen) Kraftaufwand, sondern mit Freude und Sinnhaftem. Die Qualität einer solchen Beziehung entspricht dem Gegenteil des Ego-Sinnspruchs der „fünf Prozent Inspiration und 95 Prozent Transpiration“, der die angeblichen fünf Prozent Anlagen eines Menschen kaum gelten lässt, wenn man sie nicht zu 95 Prozent als Schweiß treibendes „Kraftwerk“ einsetzt.

Wer die „Inspiration“ auf solche Weise klein hält, nimmt ihr ihren Wert und ersetzt sie fast gänzlich durch Arbeit an sich selbst als einer Art „Selbstoptimierung“. Diesem mühevollen Kraftwerk steht das Lebenswerk (Legacy) gegenüber, das sich von selbst ergibt, wenn der Mentor loslässt, wenn sein Schützling selbst auszieht, seine Erfahrungen macht, um eines Tages Campbell-gleich zurückzukehren und seinerseits der Menschheit ein Geschenk macht. Und dann beginnt die große, wunderbare Geschichte des Mentorings von vorne.

Auf diese Weise kann echtes Mentoring der Beginn einer globalen Humanität sein – nämlich dann, wenn Mentees tatsächlich in die große, weite Welt ziehen und ihre Neugier und Brillanz mit anderen Menschen weltweit teilen – und ihrerseits den Menschen etwas zurückgeben. Nichts ist schöner, als in dieser Weise anerkannt zu werden – durch ehrliche Dankbarkeit. Wir geben alles dafür, um die ehrliche Anerkennung anderer Menschen zu erfahren. Humane Globalisierung, die positive Nutzung von Mitteln und Möglichkeiten der Digitalisierung und Globalisierung, machen dies erstmals in der Geschichte der Menschheit möglich.

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