Bestimmung, wahre Freiheit & innerer Frieden

Das Tao-Moment: Gipfel- oder Quantenmomente führen uns aus einem Leben endlosen Strebens in eine Dimension von sinnhaftem Leben mit Bedeutung.

Ob ehrliches Gespräch mit einem guten Freund, ein Lichtblick während eines Urlaubs oder purer Zufall: Jeder kennt die Erlebnisse, die einem die Augen öffnen und dem weiteren Leben eine neue Richtung geben. Wer dabei seinem Ego entfliehen kann, erlebt sich vollkommen neu. Leadership-Coaching bildet dabei ein wichtiges Steuerinstrument.

Du musst dein Leben ändern.

Rainer Maria Rilke

Einen Wimpernschlag vom inneren Frieden entfernt

Oft folgen auf die wichtigen Eingebungen im Leben tiefe, aber positive Einschnitte: eine Trennung, ein neuer Arbeitsplatz oder die Selbstständigkeit – seltener gehen diese einem echten Lebenswandel voraus. Aller Neuanfang ist überraschend, oft für einen selbst. Es kann ein tiefer Einschlag oder auch nur ein Wimpernschlag sein, der das Leben aus seinen gewohnten, manchmal gewöhnlichen Bahnen reißt.

Bei Wayne Dyer stand am Anfang ein Glas Bier. Besser gesagt, ein Bier, das es nicht gab.

Für einen der bekanntesten Psychologen der USA (allein über 30 Millionen verkaufte Exemplare seines Buches Der wunde Punkt. Die Kunst, nicht unglücklich zu sein) war der Anlass zu einem fundamentalen Wandel recht banal. Über viele Jahre hatte Dyer die Angewohnheit, abends ein paar Bierchen zu sich zu nehmen. Dazu gehörte auch das Ritual, sich in einem Restaurant anfangs gleich zwei Bier zu bestellen, für den Fall, dass nach dem ersten geleerten Glas kein Kellner in unmittelbarer Nähe war.

Eines Abends war er mit seiner Familie essen, als man bedauerte, ihm keinen Alkohol servieren zu können, denn am vorherigen Abend hatte das Restaurant wegen eines Zwischenfalls vorübergehend die Schanklizenz verloren. Dyer reagierte für seine Verhältnisse recht unausgeglichen und zwang seine Familie, das Lokal zu wechseln.

Später dachte er über sich und sein Handeln nach. Und er begann, nach dem Sinn von allabendlichen Bieren und der Bestellung von gleich zweien zu fragen. Er schämte sich – vor dem Restaurantpersonal, vor seiner Familie, vor sich selbst. Mit Alkoholabhängigkeit hatte das weniger zu tun. Vielmehr mit einem tristen Ritual, für das es keine Notwendigkeit, vielleicht nicht einmal eine Erklärung gab. Vor allem hatte er alles seinem irrationalen Willen unterworfen – mit seinen Ansammlungen von Mustern, die ihm nicht bewusst sind.

Man muss sich nicht dafür entschuldigen,
wenn man nicht im Hamsterrad mitläuft.

Tom Schilling (DER SPIEGEL, 24/7/21)

Dyer beschloss erst einmal, am nächsten Abend das Bier wegzulassen. „Am nächsten Morgen“, erinnert er sich in dem sehenswerten Film Shift (2009), „wachte ich sehr früh auf und roch den Geruch frischer Rosen, wie ich ihn noch nie wahrgenommen hatte. An der Wand hing ein Cartoon, andere Dinge sehe ich heute noch lebendig vor meinem geistigen Auge.“

Das war’s - nicht nur mit dem Bier. Er rührte daraufhin für den Rest seines Lebens keinen Alkohol mehr an. Weniger, um seiner mentalen Abhängigkeit aus dem Weg zu gehen, sondern um nie wieder seine neu gewonnene Lebensqualität zu verlieren. Dyer hatte seine Sinne wiedergewonnen. Er sah seine Umgebung, sein Umfeld und schließlich die Welt an sich neu. Warum, das mag psychologische oder biologische Gründe haben. Entscheidend war die neue Wahrnehmung. Der Wimpernschlag. Die eine kleine Wendung, die alles andere verändert. Dyer richtete sein Leben neu aus wie eine Kompassnadel, indem er reflektierte, was vorher falsch lief. Und was in Zukunft „Bedeutung“ haben sollte: eine Sinnhaftigkeit, die nicht auf seinem Ego beruht, sondern außerhalb von ihm selbst liegt. Die Art, wie er als lebender Buddha durch Shift wandert und spricht, ist geprägt von einer tiefen, in sich selbst ruhenden Zufriedenheit darüber.

Auch, was der Dichter Rainer Maria Rilke in seinem Gedicht „Du musst dein Leben ändern“ ausspricht, unterliegt nur einer einzelnen Wahrnehmung – in diesem Fall eine Statue im Pariser Louvre, die ihn zu einem abschweifenden, inneren Monolog veranlasst.

Der Philosoph Peter Sloterdijk benutzte die letzte Zeile als Titel für ein Buch als „Zusammenfassung, Verdichtung und Eindampfung aller religiösen Lehren, Übungsanleitungen und Trainings, die den Menschen auf seine ‚vertikalen Spannungen‘ hinweisen und ihn erinnern, sich seiner Möglichkeiten bewusst zu werden, über sich hinauszuwachsen und letztlich ‚mit einem Gott‘ zu trainieren.“

Oder in Franz Kafkas „Türhüterparabel“, in der ein Mann das für ihn bestimmte Licht hinter einer Tür sieht, aber davor zurückschreckt und sich hinter Gesetzen versteckt, die ihm seine Eigenverantwortung abnehmen; eine Parabel, die nach Ulrich Karthaus (in Marcel Reich-Ranickis 1000 deutsche Gedichte) „ein individuelles Gebot des eigenen Lebens (symbolisiert), ein noch nicht verwirklichtes Potenzial, das wir in erfüllten Momenten unseres Lebens jäh erkennen.“

Dyer könnte das mit Sicherheit unterschreiben. Denn der eigentliche Shift, die Wende besteht nicht darin, sich vielleicht einen neuen Job, Partner oder Lebensort zu suchen, sondern in der (sprichwörtlichen) Aufgabe und Suche nach dem Ursprung der eigentlichen Bestimmung, des wahren Potenzials. Dann erst nähert man sich (wieder) der eigenen Natur, sprichwörtlich: dem eigenen Gott in uns, dem Geist, der uns als Mensch leitet. Hier verbindet sich der Mensch mit den Prinzipien seiner Schöpfung. Alles Äußere, Materielle löst sich auf. Das organische, Wesentliche, die Essenz rückt wieder in den Vordergrund. Denn: Sie war nie weg, es ist die Kernintelligenz unseres Daseins, wie es mit der Geburt in uns angelegt ist – und so „fehlt nichts, es ist alles schon bestellt“ (Dyer).

Glück bedeutet, keine Illusionen mehr zu haben.
Die Wirklichkeit zu sehen, wie sie ist.

Sonja Becker

Die Frage besteht nur: Wie bekommt man zu dieser ursprünglichen Bestimmung wieder Zugang? Zuallererst durch die eigene Desillusionierung, durch Zerstörung des Egos. Ob man es sich in seiner Komfortzone bequem macht, sich jeglicher Eigenverantwortung entziehen will oder einfach sein Leben lang nur existenzielle Rituale (inklusive reich zu werden) durchzieht, dies alles untersteht Eigeninteressen, die keine sind. Ego-Menschen folgen individuellen Werten, die sich als Enttäuschungen entpuppen.

Tao-Menschen folgen den allgemeinen, unveränderbaren Werten der Naturgesetze. Darin besteht nach Dyers Forschungen das wahre Interesse in der Synchronizität: Mit der Quelle, den Schöpfungsgesetzen in Verbindung zu sein: „Dann beginnt eine mächtige organisierende Intelligenz für uns zu arbeiten. Schicksal ist dann nicht mehr die treibende Kraft, das Leben kein Kampf mehr, denn die Quelle scheint dich immer zu unterstützen.“

Exkurs:

Nach einer „Gipfelerfahrung“ (Abraham Maslow) ändern sich die Werte von Menschen oft fundamental. Studien zufolge sind viele Werte in den Rankings gar nicht mehr anzutreffen, die vorher eine dominante Rolle gespielt haben:

Die Prioritäten im Leben von Männern: Geld, Abenteuergeist, Erfolg, Vergnügen und Respekt bei anderen.

Die Prioritäten im Leben von Frauen: Familie, Unabhängigkeit, Karriere, Anpassungsfähigkeit und Attraktivität.

Männer nach einem Quantenmoment: Spiritualität, persönlicher Frieden, Familie, ein Gefühl der Bestimmung und Ehrlichkeit.

Frauen nach einem Quantenmoment: persönliches Wachstum, Selbstachtung, Spiritualität, Glück und Vergebung.

Vor dem Quantenmoment bestanden die männlichen Werte in Errungenschaften und bei Frauen in der Bestätigung der Erwartungen an sie als Frau; fast konsequent sieht man den erfolgreichen Geschäftsmann vor sich, der nach einigen „Eroberungen“ (Frauen, Business) den Erfolg mit seinen Artgenossen auf der Yacht oder vor dem Schwenkgrill feiert, während Frauen in ihrem Bemühen, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen, nach allen Seiten versuchen, es allen und ihnen selbst recht zu machen.

Das Quantenmoment deckt auf, dass Frauen wie Männer nur von ihrem unreflektierten Ego geleitet wurden – nicht zu verwechseln mit purem Egoismus. Unsere westliche Kultur erwartet ein Rollenspiel, das von der Entsprechung von Mustern geprägt ist, zum Beispiel Ehrgeiz und Erfolg. Wird ihnen in den besonderen Momenten klar, dass sie nur als Marionetten oben genannter, für sie falscher Werte agieren, ist das die wesentliche Erleuchtung, die sie zu Kafkas Licht führt – durch eine Tür, die immer schon „nur für sie bestimmt war“, wie der Türwächter verspricht. Wenn sie allerdings erkennen, was wirklich wichtig ist in ihrem Leben, stellen sie fest, dass das mit ihrem konventionellen, meist unreflektierten Leben nicht viel zu tun hat. Und dann geht es um „Calling in live – your dream is catching you“.

Wenn wir Menschen auf dem Lande belächeln, die den Hof oder das Geschäft der Eltern übernehmen und jemanden zwei Dörfer weiter heiraten, auf einem ererbten Grundstück bauen, Kinder bekommen, auf dass alles von vorne losgeht, belächeln wir im Grunde nur uns selbst. Durchschnittliche westliche Werte wie Karriere, Vermehrung von Geld und Besitz, sogar „Selbstverwirklichung“ um jeden Preis, sind reine Ego-Werte. Wir wachsen in sie hinein, weil sie selbstverständlich sind und von uns erwartet wird, dafür „am großen Rad zu drehen“, das in Wirklichkeit ein Mühlrad ist, das uns selbst am (oder aus dem) Hals hängt. In unseren Coachings und Seminaren haben wir schon alle Facetten von Lebensentwürfen erlebt, von (erfolg-)reichen Menschen, die weiter ihr Geld vermehren, weil sie sonst nichts mit sich anzufangen wissen, bis zu Menschen, die sich fragen „wer bin ich?“; sie haben eben immer nur weitergemacht, bis der Preis dafür gezahlt wird, entweder in Form von Erschöpfung oder mit der Frage nach dem Sinn des ganzen Bemühens.

Selbst nach all dieser Zeit sagt die Sonne nie zur Erde:
„Du stehst in meiner Schuld.“

Hafis (orientalischer Dichter, 14. Jahrhundert)

Vom Ehrgeiz zur Bedeutung

Nach Wayne Dyer ist das Quantenmoment der Übergang vom Ehrgeiz zur Bedeutung. Ehrgeiz ist nach Dyer das Symptom dafür, nicht mehr in Verbindung mit dem ursprünglich gegebenen zu stehen: dem eigenen Genie. Lässt man (nach dem Quantenmoment) jedoch davon ab, eröffnet sich erneut die Verbindung mit der ureigenen Kernintelligenz und allem, „was längst bestellt ist“. Diese Verbindung ist längst da. Man muss nichts anderes tun, als sie in Gang zu bringen. Ist man dorthin zurückgekehrt, fallen gleich ganze Parameter in sich zusammen: Dort ist nichts, was wir kontrollieren müssen. Es herrscht das Dharma-Prinzip: man folgt seiner eigentlichen Bestimmung statt derjenigen des Ego. Alles geschieht organisch statt auf Druck und Manipulation. Das Leitprinzip ist die „göttliche“, zumindest natürliche Bestimmung, nach der das Leben ausgerichtet ist.

Die Ego-Bindung an materielle Dinge fällt weg, man hat nie mehr das Gefühl, zu raffen, zu häufen und einen Tross an materiellen Dingen hinter sich durch das Leben zu schleppen. Und trotzdem wird immer genug Geld da sein, um sorglos leben zu können. Ganz nach dem Motto: Willkommen in Deinem Element!

Sonja Becker hat schon Tausende von Coachees an ihr Quantenmoment herangeführt. Einfach, weil sie selbst die Intuition besitzt, in Menschen die richtigen Türen zu öffnen, hinter denen Freiheit und innerer Frieden warten: Kafkas Licht: Man sollte sich diesem nicht verweigern.

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