Angst und Wut sind gut: Charles Spielberger

Mit der Überwindung von Angst und Wut verlässt der Mensch den Bereich der negativen Bewusstseinszustände: ein entscheidender Schritt zur Self-Actualization.

Wut und Angst sind die negativen Triebfedern unserer Existenz. Man muss sie kennen, um sie im Griff zu haben und dann loszulassen. Charles Spielberger war der Erste, der sich diesen Phänomenen von einer positiven Seite genähert hat. Deshalb – und auch aus rein persönlichen und biografischen Gründen – weiß „Radar for Leaders“, was sie dem Pionier des State-Trait-Anxiety-Inventars zu verdanken hat.

The four characteristics of humanism are curiosity, a free mind, belief in good taste, and belief in the human race.

E. M. Forster

Haben wir Angst?

Prof. Charles Donald Spielberger war in den 1970er-Jahren Präsident der American Psychological Association (APA), des wichtigsten Psychologenverbands der USA, und Pionier auf dem Gebiet der Angstforschung – und womöglich einer der Ersten, der das Potenzial von Abraham Maslows „self-growth psychology“ erkannt hat. Seine Lebensleistung besteht in der Entwicklung des State-Trait-Anxiety-Inventars (STAI): ein Instrument, mit dem die mentalen Verfassungen Wut und Angst messbar gemacht werden konnten. Spielberger bezieht seine Schlüsse aus der Analyse der „habituellen Angst“ im Unterschied zur „aktuellen Angst“. Habituelle Angst beruht im Unterschied zu Schreckmomenten oder zeitweisen Existenzängsten auf Grunderfahrungen.

Spielbergers Idee: Wenn ein Mensch mental wächst (oder verkümmert), muss man auch feststellen können, wo er oder sie gerade psychisch „steht“. Diese individuelle Situation ist für Nahestehende ziemlich einfach nachzuvollziehen: an Gestik, Mimik, Aussagen oder ungewohntem Verhalten. Ein Psychologe hat aber nicht den Vorteil, jemanden so gut zu kennen, dass er ungewöhnliche Verhaltensweisen erkennt. Sein Vorteil besteht aber darin, mit dem STAI-Inventar über die aktuelle oder „Tagesform“ hinaus zu erkennen, wie sich jemand entwickelt und wo er gegenwärtig zu verorten ist.

Wer sich seiner Wut und Angst stellt,
kann sie zurücklassen.“

Sonja Becker

Ritterschlag für die „Positive Psychologie“

Wann passieren Veränderung und Wandel im Menschen? Spielbergers Forschung galt besonders den Veränderungsfaktoren Angst und Wut. Durch Martin Sage hat er später erkannt, dass auch das Positive Veränderung herbeiführt. Wut und Angst in Kombination mit Neugierde sind die „drei Hüter an der Schwelle zur Transformation“.

Spielbergers vorangegangenes State-Trait-Anxiety-Inventar (STAI) zählt heute zu den etablierten Instrumenten zur Ermittlung der mentalen Struktur eines Menschen mit seinen Angst- und Wutanteilen. Sie bildet eine Mischung aus Triebtheorie, Angst- und Ursachenforschung, Kognitionstheorie sowie Aufmerksamkeitsverarbeitung (Quelle). Spielberger gehört mit seinem Ansatz von 1970 zu den Pionieren. Wut und Angst bezeichnen aber nur die eine Seite der modernen menschlichen Seele – die Neugier die andere.

Born curious – Bred in anxiety

Aus Spielbergs Ansatz lässt sich folgern, dass Neugier ursprünglich überwogen hatte. Um es mit dem STAI-Ansatz zu formulieren: Neugier spricht aus dem Gesicht von Kindern. Als Kleinkind war man kaum ängstlich, einfach nur neugierig. Mit den ersten unangenehmen Erfahrungen jedoch schwindet die Neugier und macht Vorsichtsmaßnahmen Platz, die vor Gefahren und Schmerzen schützen.

Aus diesem Grund war auch Maslow der grundsätzlichen Ansicht, dass wir als psychisch vollkommen gesunde, positive, neurosenfreie Menschen auf die Welt kommen und jede sich meldende Störung unserer Persönlichkeit von unserem natürlichen Charakter nur abweicht – den Spielberger primär als „neugierig“ definiert. Spielbergers Modell demonstriert aber auch, wie man sich positiv verändern kann, mit klaren Anzeichen des „state of mind“, die man fast wörtlich nehmen kann: Der Gesichtsausdruck eines Menschen vor und nach dem Coaching spricht fast immer Bände über die Transformation, die dabei stattgefunden hat. Wer zur Neugier findet, ist bei sich. Ein Schlüsselerlebnis in diesem Sinn war die Begegnung Spielbergers mit dem Neugierforscher Martin Sage auf einem Flug von Hawaii nach Los Angeles, als Sage seine Performance Scale – Psychological States präsentierte: quasi ein Abbild der Bemühungen Spielbergers, der menschlichen Verfassung ein Gesicht zu geben, die erste Landkarte überhaupt für menschliches Bewusstsein und menschliches Potenzial.

Eine der gemeinsamen Ideen hat sich unter der Organisation von Sonja Becker manifestiert: die Learning Conferences, die in Austin, Houston, Berlin und im Kloster Seeon stattfanden, wurden Meilensteine der Theorie neuen Lernens. Neben Sage und Spielberger standen illustre Namen wie Fritjof Capra, Chris Welsh, Sam Zigrossi und der Chemie-Nobelpreisträger Ilya Prigogine auf der Rednerliste. Die Ergebnisse der Konferenzen waren ein Spiegelbild der Sage-Lernmethode, die einen interdisziplinären Blick auf das Thema Lernen und menschliche Entwicklung werfen – mit der Expertise der eingeladenen Redner und dem Verbündeten Charles Spielberger im Besonderen.

„Radar for Leaders“ führt zur ursprünglichen Neugier zurück und wendet sich an selbstverwirklichte und sich selbst verwirklichende Menschen, um das ureigene Energie- und Wandelpotenzial ans Licht zu bringen.

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