Humanistische Psychologie

„Radar for Leaders" realisiert, was als Kontrapunkt zu Freuds vergangenheitsorientierter, negativer Psychoanalytik eine Revolution auslöste: die positive Seinspsychologie von Abraham Maslow.

Das Streben nach einem erfüllten Leben ist der Motor menschlichen Handelns. Menschen besitzen große dynamische Kräfte, um ihr Leben, sich selbst als „Zweck an sich“ (Kant) zu verwirklichen. In unserem Coaching kommt es dementsprechend darauf an, das Seelenleben zu rekultivieren, indem man die Menschen zu den Quellen ihrer Lebensenergie führt, wo sie Dynamik und Kraft spüren. Der „Erfinder“ dieses Ansatzes ist der Begründer der „Positiven Psychologie“ – Abraham Maslow.

Mental wachsen bedeutet,
über sich hinaus zu wachsen.

Sonja Becker

Humanistische Psychologie: Abraham A. Maslow

Psychologie bedeutet Leiden. Sie behandelt Defizite, orientiert sich in die Vergangenheit, spürt verdrängte, unbewusste Vorgänge im Seelenleben auf. Zumindest war das bis Abraham Maslow so, der als Erster die natürlichen Bedürfnisse des Menschen untersuchte. Gerade bei erfolgreichen Menschen konnte Maslow feststellen: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein; und auch nicht von genug davon. Nach physischen Bedürfnissen erscheinen psychische, positive Bedürfnisse wie Anerkennung, Geld, ein Platz in dieser Welt. Sind aber die Grundbedürfnisse vom täglichen Brot bis zu Wohlstand gedeckt, eröffnet sich ein neuer Horizont: das Bedürfnis, das Selbst zu verwirklichen.

Abraham A. Maslows Konzept des „self-growth“, des Wachstums an sich selbst richtet sich gegen den Mainstream des durchschnittlichen und vorgezeichneten Lebensvollzugs. Das fand besonders in der Hippiekultur und in den Protestbewegungen seit den 1960er-Jahren großen Anklang und bietet immer wieder den hohen Reiz, das eigene Tun und Denken zu hinterfragen, ganz nach Nietzsches Motto: „Sei du selbst! Das bist du alles nicht, was du tust, meinst, begehrst!“ Oder um es direkt mit Abraham Maslow zu sagen: „Was ein Mensch sein kann, das muss er auch sein. Er muss seiner ureigenen Natur treu bleiben.“

„Die Bedeutung, die der Self-Growth Psychology für die Transformation des gesellschaftlichen Selbst seit den 1950er-Jahren zukommt, kann kaum überschätzt werden“, urteilt Star-Soziologe Andreas Reckwitz in seinem Buch Die Erfindung der Kreativität (2015: S. 215 ff.); damit ist Maslows Erbe gemeint. Diese Transformation sei nach Reckwitz seit den 1970er-Jahren auf dem Vormarsch von der Gegenkultur zur dominanten Lebenspraxis. Der wesentliche Unterschied von Maslows „Humanistischer Psychologie“: Sie „setzt nicht mehr bei der Heilung des Kranken, sondern bei der qualitativen Verbesserung des Mittelmäßigen an. (…) Es bedarf gerade nicht eines störenden psychischen Symptoms oder einer Abweichung (…) Es geht vielmehr um die qualitative Verbesserung des normalen, sozial angepassten und unauffälligen Verhaltens.“ (ebd.) Entsprechend sind die Instrumente dieser „Positiven Psychologie“ nicht die der Therapie, sondern des Coachings: „Das Individuum soll sich in einem imaginären Grenzzustand psychischer Reife und psychischen Wohlbefindens annähern, der niemals ganz erreicht wird.“ (ebd.)

Unser Coaching beruht auf „Positiver Psychologie“,
wie sie Abraham Maslow etabliert hat.

Sonja Becker

In der Praxis befragte Maslow „psychologisch gesunde“ Menschen nach ihrem perfekten Moment im Leben und wie es dazu kam. In der Theorie beleuchtete er das gelungene Leben einiger herausragender Vertreter der Menschheitsgeschichte: Abraham Lincoln, Thomas Jefferson, George Washington, Benjamin Franklin, der Wissenschaftler Albert Schweitzer, der Literat, Philosoph und Mitbegründer des Pragmatismus William James, der Schriftsteller Aldous Huxley, der Philosoph Baruch Spinoza, der Musiker Pablo Casals, der Religionsphilosoph Martin Buber, der romantische Dichter John Keats, der Ökonom Joseph Schumpeter, der Komponist Joseph Haydn, die Dichter Walt Whitman, Ralph Waldo Emerson, Henry Wadsworth Longfellow und viele mehr. Ihnen allen „unterstellte“ Maslow ein durchgehend gelingendes Leben und stellte sich die Frage, was diese sich selbst verwirklichenden Menschen im Kern gemeinsam haben.

Abraham Maslow hat damit als erster Psychologe keine Patienten, sondern brillante Menschen analysiert, die jenen Grenzzustand immer wieder ausweiten: mental wachsen wollen. In seinen Langzeitstudien schildern sie ihr kreatives oder produktives Erleben. Er ist damit der erste in der Riege der Psychologen, der nicht vergangenheitsorientiert vorgeht, sondern in der Gegenwart operiert. Er spürt nicht den Defiziten, sondern den Potenzialen der Menschen nach.

Ein 1961 veröffentlichtes Pamphlet in der Zeitschrift Journal of Humanistic Psychology setzte sich erstmals vom herkömmlichen Menschenbild der Psychologie deutlich ab. Es betonte, dass in der „Humanistischen Psychologie„ die „erlebende Person“ im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, mit ihren spezifisch menschlichen Eigenschaften: der Möglichkeit, zu wählen, kreativ zu handeln und sich eigene Werte zu setzen. „Sinnhaftigkeit“ ist die Klammer, nach der ein Mensch letztendlich ins Handeln kommt. Ziel und Zweck der „Untersuchungen“ sei stattdessen nichts Geringeres als die Aufrechterhaltung der Menschenwürde sowie die Entwicklung der „jedem Menschen innewohnenden Kräfte und Fähigkeiten“ (Maslow).

Maslow etablierte auf diesem Fundament eine Psychologie, die humanen Bedürfnissen und Anliegen Rechnungen trägt. Menschen haben das Bedürfnis, sich selbst zu leben. Ein erfülltes Leben, Anerkennung und Selbstverwirklichung sind die zentralen Themen der Amerikanischen Gesellschaft für Humanistische Psychologie, die von Maslow, Carl Rogers und Charlotte Bühler gegründet wurde.

Self-Actualization – über sich hinaus wachsen

Im humanistischen Ansatz liegt die Überzeugung zugrunde, dass Menschen über die Fähigkeit verfügen, an sich und über sich hinaus zu wachsen. Insofern markiert die „Humanistische Psychologie“ den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Psychologie.

Maslows These besagt: Sind die elementaren Bedürfnisse einmal zu einem gewissen Prozentsatz gestillt, dann „bleibt“ sozusagen „Zeit“ zur Erfüllung der anderen, höheren Bedürfnisse. Nicht zu unterschätzen sind in der humanistischen Ausrichtung die biografischen „Sidekicks“: Freunde, Familie, Lebenspartner und Kinder – Menschen, die einem gut tun – bilden einen starken Antrieb, das Leben nach ihnen auszurichten, Verantwortung zu entwickeln und zu übernehmen. Die darauf aufbauenden individuellen Bedürfnisse richten sich nach den persönlichen Zielen, die auch dann erreicht werden, wenn man sich in den sozialen Rollen bestätigt fühlt: Es sind Bedürfnisse nach Freiheit, Erfolg, Stärke, Unabhängigkeit.

Maslows Schüler Erich Fromm (Die Kunst des Liebens) betonte, dass „der durchschnittlich normale, gut angepasste Mensch häufig nicht die geringste Idee hat, was er ist, was er will und was seine Meinungen sind“ (zit. Maslow 1970:189). Deshalb richtet sich die Maslowsche Schule an „Individuen und solche, die es sein wollen“. Die Anforderungen an viele Berufe, die sich ständig verändernden Parameter und das anziehende Leistungstempo veranlassen immer mehr Menschen, über den Sinn ihres Tuns und Strebens nachzudenken

Das höchste, transzendentale Bedürfnis nach Maslow ist jedoch, sein eigenes Potenzial ausschöpfen zu wollen („self-acualization“) – nicht zu verwechseln mit Modebegriffen wie „Selbst-Optimierung“, die mehr Leistung meint. Es geht vielmehr um die Frage, wie man der Mensch wird, der man sein will.

Sind Sie ein S-Mensch?

Maslow attestiert selbstverwirklichten oder selbstverwirklichenden Menschen (sogenannten „S-Menschen“ für „Sein“ oder „b-motivated“ für „being“) ein hohes Maß an Klarheit und Wahrheit. S-Menschen sind auf der Suche nach „peak experiences“, angstfrei gegenüber dem Neuen. Selbstverwirklichte Menschen verfügen über eine erweiterte Wahrnehmung, erkennen Zusammenhänge und Auffälligkeiten besser, schneller und klarer als andere Menschen. Sie zeichnen sich durch hohes Urteilsvermögen und einen guten, repräsentativen Geschmack aus.

Maslow spricht davon, dass sich alle seine Versuchspersonen „sicher und angstlos, akzeptiert, geliebt und liebevoll, achtenswert und geachtet fühlten und dass sie ihre philosophischen, religiösen oder axiologischen Richtungen klargestellt hatten.“ Er nennt das eine „A-priori-Einstellung“, unabhängig von Erfahrungen. Sein Kollege Herbert Read spricht in diesem Zusammenhang vom „unschuldigen Auge“, Maslows „Versuchsperson“ Albert Einstein sagt dazu: „Das Schönste, was wir erfahren können, ist das Geheimnisvolle. Es ist der Quell aller Kunst und Wissenschaft.“

S-Menschen scheinen auf eine geradezu mystische Weise mit sich und ihrer Umgebung im Reinen zu sein. „Sie sind imstande, ihre eigene menschliche Natur in stoischer Art zu akzeptieren, mit all ihren Unzulänglichkeiten, Diskrepanzen, Abweichungen vom Idealbild.“ (Maslow)

S-Menschen sind in dieser Hinsicht wie Kinder, die fraglos alles aufnehmen, ohne zu hinterfragen, zu diskutieren oder zu bewerten. Ihren aus der Kindheit bewährten neugierigen Blick auf die Dinge, ihren Lernwillen zu schulen, ist der Ansatz von „Radar for Leaders". Nicht die Mängel, sondern die Potenziale, nicht die Abwehrmechanismen, sondern die Neugier sollen hervorgebracht werden. S-Menschen betrachten ihr eigenes Leben als Entwicklung, ihr Dasein als Aufgabe, ihr Metier als das Terrain, auf dem sie etwas realisieren, was ihnen selbst und vielleicht auch der Menschheit dienen kann.

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