Lebenswerk und Selbstverwirklichung

Werte schaffen oder als Ego sterben?

Jeder Mensch ringt sein Leben lang mit der Frage, wofür er in die Welt geworfen wurde und, wenn schon hier gelandet, welchen „Fußabdruck“ man in dieser Welt hinterlassen würde. Es ist die Frage nach dem Ruhm, dem Bestand, der über das eigene Leben hinaus bleibt: unser Vermächtnis.

Das Ego muss sterben durch die komplette Hingabe in die Lebensaufgabe.

Sonja Becker

Das eigene Vermächtnis geht über das Persönliche hinaus

Sie wollen groß herauskommen, viel Geld verdienen, vielleicht nach der Macht greifen? Klar, Karriere geht vor. Wenn Sie die Fragen als Kompliment sehen, drehen Sie sich immer um Ihre eigene Achse, ohne zu merken, dass man so nicht weiterkommt. Willkommen im Hamsterrad der Ego-Werte, die sich um Geld oder mehr drehen, nicht aber darum, was einem wirklich wichtig ist. „Die spannende Frage ist nicht, ‚wie lege ich mein Geld an‘, sondern ‚was für ein Leben möchte ich führen, und welche Rolle soll Geld dabei spielen?‘“ (Nikolas Braun, Vermögensberater).

Ob Unternehmer oder Untergebener: Wir alle leben mit dem Erbe gewisser Werte. Dass dieses Erbe ein vergiftetes Geschenk sein kann, ist den wenigsten bewusst: Es lädt den Erben direkt zum Platznehmen in die Komfortzone ein. Es kompromittiert schnell den eigenen Willen, etwas anderes aus sich zu machen. Deshalb befinden sich fast alle erwachsenen Menschen außerhalb der Sphäre, in der sie mit ihrer ursprünglichen Bestimmung in Verbindung standen. Andere Prioritäten wie Wohlstand, Reichtum, Erfolg oder sogar Macht stellen sich quer – und schon strampelt man sich in dieser Spirale sein Leben lang ab. Wohl denen, die sich aus dieser Schleife herauswinden können.

Die Wenigsten bereuen auf dem Sterbebett,
dass sie nicht noch zwei Nachtschichten drangehängt haben.

Nikolas Braun, Vermögensberater

Glücksfall Porsche: Vater und Sohn stehen in ihrer Genialität in Verbindung

Jemand, der dieses Schicksal sehr geschickt umfahren hat, war der Autokonstrukteur und Visionär Ferry Porsche. Es gibt eine sehr berühmte Szene eines Dokumentarfilms, in dem der junge Porsche in den 1950er-Jahren in einem Wagen sitzt, den er selbst gebaut hat, und sagt: „Wie wir auf die Idee kamen, dieses Auto zu bauen? Es war eigentlich ein Hobby von mir, einen schnellen Reisewagen zu machen.“ „Hobby“ ist ein bescheidener Begriff für das, was die Porsche-Dynastie prägt: Genie und Beharrlichkeit. Schon der Vater Ferdinand Porsche gab alles dafür, einen perfekten Wagen zu konstruieren – in diesem Fall einen Wagen fürs Volk, der zuverlässig war und mit 990 Reichsmark für jeden erschwinglich sein sollte. Das „KdF“-Fahrzeug im Rahmen des „Kraft durch Freude“-Programms war im Dritten Reich ein Großprojekt; nahe der Wolfsburg bei Fallersleben wurde ein ganzes Firmengelände aus dem Boden gestampft. Ferry Porsche stand von Beginn an als Koordinator seinem genialen Vater zur Seite, der sich jedoch allzu sehr in die politischen Umstände der NS-Zeit verstrickte. Man vermutet, es steckte in Ferdinand Porsche einfach zu viel vom ehrgeizigen Konstrukteur, der seine Chance gekommen sah, und deshalb nicht bereit war, sich vom NS-Regime zu distanzieren.

Für Distanz sorgten die Nazis schließlich selbst, indem sie einen Weltkrieg anzettelten, die Familie bei Kriegsausbruch ins österreichische Gmünd versetzten und die Produktion des mittlerweile marktreifen „KdF“-Wagens kriegsbedingt aussetzten.

Niemals verließ unter den Nationalsozialisten ein erschwinglicher sogenannter „Volkswagen“ das Band. Ferdinand Porsche und sein Junior sahen sich stattdessen gezwungen, Kübelwagen („Hitlers Cabrio“) und Amphibienfahrzeuge („Schwimmwagen“) für den Kriegseinsatz zu entwickeln. Der längst verbitterte Ferdinand Porsche und sein Team zogen sich auch innerlich zurück. Die für den Kriegseinsatz geplanten Fahrzeuge wie Panzer und Panzertransporter blieben im Feld massenweise liegen – ob aus mangelnden Kenntnissen oder interner Sabotage ist bis heute nicht geklärt. Zumindest klingt es wie das Bonmot von Bernard Lievegoed, dass oftmals „die guten Mächte immer darauf aus (sind), so auf die Taten der bösen Mächte zu reagieren, dass diese im positiven Sinne umgebogen werden“.

Keine Schraube hätte ich anders gemacht.

Ferdinand Porsche
über das erste Porsche-Modell seines Sohnes Ferry

Wer wird es wagen?

Lange Unternehmensgeschichte, kurzer Sinn: Filius Ferry packt nach dem Zweiten Weltkrieg alles zusammen, was an den KdF- und anderen Fahrzeugmodellen technisch gut war, und steckt sein geballtes Fahrzeug-Know-how in den namentlich ersten „Porsche“: die Konstruktion Nummer 356, aus welchem der berühmte „911er“ hervorgeht. Der erste Porsche: ein „Hobby“, ein reiner Sportwagen, ein zweckfreies Automobil, zum Fahren um des Fahrens willen. Vater Ferdinands Urteil „keine Schraube hätte ich anders gemacht“ ist ein seltenes Dokument zum Erbverhältnis zwischen Vater und Sohn. Ferdinand Porsche konnte sicher sein, dass sein Lebenswerk fortgeführt wird – erst als Hobby, dann als erfolgreichste Automarke der Welt. Werte, die ihm aufgrund der Bedingungen verwehrt blieben. Man darf davon ausgehen, dass der Vater seinem Sohn bis zu seinem Tod dankbar war, weil er durch ihn wusste, wofür er gelebt hat. Und trotzdem hat Ferry, der angeblich nur sein „Hobby“ zum Beruf machte, ebenfalls sein Lebenswerk zu vollster Zufriedenheit vollbracht.

Die „Spurensicherung“ des Lebenswerks verläuft in der Regel anders. Der Klassiker: Die Hinterlassenschaft, ob geistig oder materiell, soll exakt so fortgeführt werden, wie es der Urheber verlangt, sprich: Der Vater lässt nicht los. Die Erben gehen darauf ein, statt ihre eigene Bestimmung im Blick zu behalten. Und werden vermutlich unglücklich, wenn ihre eigene Brillanz sich nicht mit der vererbten deckt. Was Ferry Porsche wohl von seinem Vater übernommen hat, sind seine Genialität und die Werte, die sich in ihren Konstruktionen manifestieren. Was der Vater unter den Umständen seiner Zeit nicht realisieren konnte, hat der Sohn vollendet. Vater und Sohn stehen in ihrer Genialität in Verbindung, und aus der Porsche-Familie gingen mit Porsche, VW und deren Ablegern gleich mehrere erfolgreiche Weltmarken hervor.

Wer mit seiner Genialität in Verbindung ist,
dem steht die Welt offen.

Sonja Becker

Der Mainstream vollzieht sich nochmal anders, und das kann man schon an den Gesichtern um uns herum sehen. Die Verbindungen, die wir als Kinder zur eigenen Natur hatten, sind gekappt. Kaum jemand weiß noch, was einen einmal angetrieben, bewegt, neugierig gemacht hat, wo man sich mal in seinem Element gefühlt hat. Verschiedene familiäre und kulturelle Programmierungen, die wir durchlaufen, ersetzen unsere ureigene Antriebskraft, die Neugier, durch selbstbestimmte Erfahrungen. Wir müssen dem Erfolg nachjagen, ohne zu wissen wofür.

In vielen Gesichtern sieht man diese Müdigkeit und Erschlaffung, weil es unglaubliche Kraftanstrengungen sind, denen man sich innerlich ergibt. Daraus entsteht die emotionale Mentalität des „Muss“, der inneren Kündigung oder Schlimmeres. In diesem Milieu steuert man darauf zu, „Mittag zu machen“, statt Ziele zu verfolgen, sagt man dementsprechend „Mahlzeit“, weil es ein Tageshöhepunkt ist, und wartet auf den „Feierabend“, auf den nächsten Urlaub und schließlich auf die Rente.

Neugier braucht keinen Urlaub – sie macht wach und kraftvoll!

„S“ wie „selbst verwirklicht“: Abraham Maslow hat die „S-Menschen“ definiert als hoch motivierte Persönlichkeiten, die die innere Verbindung mit ihrem natürlichen Willen nie gekappt haben. Sie brauchen nicht einmal „Motivation“, um sich zu großen Leistungen anzustacheln, sondern sind auf eine gewisse Weise hinter sich selbst her, angetrieben und von innen schwingend von ihrer Absicht. Künstler oder Wissenschaftler, die es Tag und Nacht ins Studio oder Labor lockt, weil dort gleich etwas Neues passieren kann. Oder auch Ferry-Porsche-Typen, die friedlich herumwerkeln, bis die große Gelegenheit kommt – als „Hobby“, heute würde man sagen, aus eigener Leidenschaft heraus. Große Unternehmer schaffen zwar große Unternehmen, aber auch Werte, die über die eigene Lebensdauer hinaus Bestand haben: den berühmten Fußabdruck in der Geschichte. Im Wissen, dass sie diese Werte schaffen, sind sie schon zu Lebzeiten glücklich. Deshalb ist es unschätzbar, sein Ego zu verlassen und zum eigenen wahren Platz in der Welt zurückzukehren.

Dank ihrer Expertise hat Sonja Becker schon Tausende Menschen mit ihren Wurzeln verbunden, sodass aus der Lebensleistung heraus ein Vermächtnis für nachfolgende Generationen entsteht. Denn die Zerstörung des Egos geht Hand in Hand mit der Entwicklung der eigenen Genialität. Erst hinter den (oft unbewussten) Rollenmustern erschließt sich der persönliche Lebenssinn. Möglicherweise ist man die geborene Mutter, der geniale Zahlenmensch oder der perfekte Naturwissenschaftler; mit Sicherheit aber nicht der autoritäre Ausbeuter, der gierige Geldmensch oder derjenige, der mit müden Augen auf den nächsten Urlaub wartet: Neugier braucht keinen Urlaub!

Es könnte sich dabei um eine Bewegung von Menschen handeln, die der egoistisch-materialistischen Kultur überdrüssig sind und die das Bedürfnis haben, eine Kultur auf der Basis des Interesses für den anderen Menschen zu begründen!

Bernard Lievegoed

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